Freitag, 29. Mai 2015
das klo ist verflucht. teil 4
dazu muss man wissen: die damals über frau kelef wohnende partei war eher von der speziellen sorte: sie 120 kg lebendgewicht bei 1,65 m körpergrösse, man kann sich das vorstellen, und die masse wusste man so genau weil sie die nämlich mehrfach durch das offene fenster mit der damaligen hausbesitzerin, frau öl, und deren tochter, die einen stock unter dieser wohnte, im gegenüberliegenden hinterhaus, besprach. und solche themen über einen hof hinweg zu besprechen lässt alle anderen parteien, deren fenster in die entsprechende richtung zeigen, nicht uninformiert zurück.

die forthin dicke genannte frau, die über frau kelef wohnte, hatte einen passenden lebens-was-auch-immer, der so dünn war wie sie dick. manchmal hatten die sich lieb und betrieben sex im wohnzimmer, was zu einem mehrmaligen lampenwechsel bei frau kelef führte, weil nämlich regelmässig die erschütterungen der altbaudecke die brennenden glühbirnen durchbrennen liessen. das kostete bis zu zehn glühbirnen die woche, und man sass sehr ungern im fauteuil unter der lampe ... an die schattenspiele, die manchmal entstanden, gewöhnte man sich im laufe der zeit aber.

das verhalten der beiden konnte durch reichlichen alkoholkonsum erklärt werden: sie soff schnaps, er wein und bier. manchmal kloppten sie sich so, dass die wände wackelten. manchmal warfen sie auch flaschen, kleidung, koffer und was sonst noch greifbar war in hohem bogen aus dem fenster, was dazu führte dass man beim betreten des hofes, in dem die mistkübel stehen, eher vorsichtig zu sein hatte.

ähnlichen umgang pflegten die herrschaften mit dem klo. natürlich versteht man, dass, wenn sich 120 kg mit karacho auf einer porzellanschüssel niederlassen, gewisse belastungen entstehen, das ist schon verständlich, aber was kann der rest der welt dafür? irgendwann also, so ward durch die offenen fenster unüberhörbar an frau öl und den rest der welt kundgetan, hatte die kloschüssel einen stock höher das alles nicht mehr ausgehalten und war zerborsten. man kann das verstehen. das hatte zu den neuerlichen nassen flecken geführt. was man auch verstehen kann.

jetzt nicht aber, dass da wer gekommen wäre und dieses geschehen bedauert hätte, im gegenteil, man fand es furchtbar lustig dass andere auch einen schaden hätten.

die höchst kompetente installationsfirma, die von der hausverwaltung beauftragt wurde, stellte einen neue klomuschel auf, leider kamen sie aber nicht auf die idee zu kontrollieren, ob nicht vielleicht das fallrohr durch das bersten der klomuschel und die anschliessenden arbeiten auch zu schaden gekommen wäre.

nun ja. nachdem frau kelef langsam die geduld ausging, damals vor bald zwanzig jahren, liess sie sich den schaden von der hausverwaltung ablösen und dann war eigentlich alles gut, der maler des vertrauens isolierte, verputzte ein wenig neu, und malte aus, und gut.

die sache mit dem alten fallrohr wusste ja keiner. sie blieb aber nicht verborgen denn, was tauchte nach einiger zeit auf? ein nasser fleck. klein, unschuldig, und zunächst nicht besorgnis erregend, denn wer, bitteschön, hat denn auch dauernd den blick auf die klodecke gerichtet?

die hausverwaltung meinte, da sei frau kelef ganz alleine schuld, denn der installateur, der hätte gesagt er hätte das ganz toll wieder gerepariert, das kaputte klo. das sei nicht das thema, meinte frau kelef, ob gut oder schlecht oder toll oder gar nicht, thema seien, bittesehr, die neuerlich aufgetretenen nassen flecken. am plafond im klo.

viele wochen vergingen, dann kam einmal einer von der versicherung herbei und schaute sich die sache an und verkündete, die nassen flecken kämen von oben, da sei wohl was undicht. man werde den schaden mit der hausverwaltung regulieren. frau kelef wusste nicht genau, ob sie nun überrascht sein sollte oder nicht, nahm die auskunft jedoch mit gebührender bewunderung für die fachmännische beurteilung entgegen, und weinte leise ein paar tränen. das würde, wie gewohnt, dauern, und zwar lange, und wenn die hausverwaltung kohle bekam für den schaden, dann war nicht zu erwarten dass diese kohle auch, wie es sich ja eigentlich gehört, 1:1 in die beseitigung des schadens investiert wurde. dazu kam, dass doch eigentlich die installationsfirma theoretisch auch so was wie eine gewährleistung oder so haben sollte, aber es handelte sich um das in der zwischenzeit schon sattsam bekannte kompetenzzentrum, und so ...

es nutzte ja aber nix, die flecken wurden langsam grösser, und die installateure im auftrag der hausverwaltung schraubte nach ein paar monaten der dicken das klo ab und stemmte den boden auf, und was offenbarte sich da? ein unsachgemässer übergang des neuen ansatzstückchens des fallrohres in das alte bleirohr, das zudem ein paar marode stellen aufwies. die dicke schrie zetero und mordio, und frau kelef sei an allem schuld, denn wie könne sie denn auch so sehr wegen der nassen flecken herumstänkern, das sei halt ein altes haus, und überhaupt.

und überhaupt, meinte auch frau kelef, könnte man die sache jetzt dann vielleicht ein- für allemal ordentlich erledigen, so könne das ja nicht weitergehen.

die hausverwaltung beauftragte, sie erraten es, die installateurfirma die schon die vorhergehenden pfusch-arbeiten zur allseitigen unzufriedenheit ausgeführt hatte, und dann geschah: nix, weil die firma so viele aufträge hatte. mit anderen worten, die klomuschel wurde wieder angeschraubt, und das kaputte fallrohr blieb kaputt, weil: die hausverwaltung musste erst klären wer das zahlen sollte/konnte/musste.

irgendwann kamen die installationsleute dann doch, und wollten den schlüssel zu frau kelefs wohnung haben so für eine woche oder so, weil, sie würden das in der wohnung oben in dieser woche machen, wüssten aber nicht genau wann, und da wäre es doch am besten sie hätten die schlüssel und könnten kommen und gehen wie sie wollten, und so halt. weil nämlich, es stehe zu befürchten oder auch zu erwarten dass bei stemmarbeiten im boden einen stock höher der plafond im klo in frau kelefs wohnung herunterfalle. dieser überlegung konnte frau kelef sich nicht unbedingt vollinhaltlich anschliessen, sondern verlangte einen genauen zeitrahmen und sagte zu, dass sie dann höchstpersönlich anwesend sein werde, für wenn was sei, sie aber keinesfalls völlig fremden und überdies teilweise auch der deutschen sprache nicht mächtigen personen die schlüssel zur wohnung überlassen werde, noch dazu, wo da ja auch noch der hund zuhause sei und da vielleicht ein wenig mitzusprechen gedenken könnte. und nein, den hund ins bad einsperren sei keine mögliche option.

natürlich dauerte es dann ewig bis das alles stattfand, und frau kelef war an der verzögerung schuld, denn sie hatte ja solche probleme mit dem termin gemacht, nie hätte sie zeit gehabt, meinte die hausverwaltung, und den wohnungsschlüssel hergeben habe sie auch nicht wollen. dass termine mit arbeitenden menschen bitteschön nicht am abend des vortages bekanntzugeben sind, sollte eigentlich bekanntsein, und nein, frau kelef meldete sich in solchen fällen nie krank, und schon gar nicht wenn sie zu dieser zeit auf urlaub und gar nicht in wien war. da wäre dann aber der hund wohl auch nicht dagewesen, meinte die hausverwaltung, und da hätte man doch den schlüssel ...

nun ja. derlei diskussionen führten nicht unbedingt zu besonders freundlichen reaktionen seitens frau kelef, in weiterer folge auch nicht seitens der hausverwaltung, denn, wie man sich vorstellen kann, ermüdet derlei auf dauer dann doch ein wenig, vor allem wenn man sich kwasi wie in einer endlosschleife fühlt.

als die arbeiten dann endlich durchgeführt und für in ordnung und abgeschlossen erklärt wurden, fragte frau kelef natürlich, nach gebührender wartezeit, nach jemandem der, sie erraten es, das klo ausmalen würde, denn: auch wenn oben nunmehr alles dicht war, also bis auf die dicke und den dürren, da waren die nassen flecken im klo immer noch da.

da sei doch aber, meinte die hausverwaltung, schon ausgemalt worden, damals, und dann habe die versicherung doch auch eine ablöse bezahlt, die hätten sie doch weitergeleitet? was denn da passiert sei? dass ein neuerlicher schaden eine neuerliche sanierung der malerei bedingte, war den herrschaften schwer begreiflich zu machen, und dann stellte sich heraus dass sie den malerei-schaden der versicherung nicht gemeldet hatten, und so auch kein geld bekommen hätten, aber dafür sei bei der dicken und dem dürren das klo ausgemalt worden, das sei sehr schön geworden.

ungefähr damals begann frau kelef einen gewissen unmut zu verspüren, der besonders beim thema hausverwaltung, installateur, klo, malerei etc. zu möglicherweise sogar nachzuvollziehenden verbalen entgleisungen führen konnte.

irgendwann aber siegte dann doch die ausdauer frau kelefs, und die hausverwaltung schickte einen maler, der ausmalen sollte. der fand das ausmalen am klo nicht lustig, weil eng und kein platz und überhaupt, aber es blieb ihm letztlich nix anderes übrig.

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